Isomir, der freche Drache
Isomir ist ein frecher junger Mann
der sich einfach nicht an die Regel halten kann,
seine Eltern sind schon sauer,
ständig liegt er auf der Lauer
tut alles außer seiner Pflicht
nein, so ist man als Drache nicht!
Sie bringen ihn zum alten Mann
dem Drachen, der alle Fragen beantworten kann.
Er sieht, was wahr ist und was gut
verbrennt alles in seiner Feuersglut
das dem Drachenvolk nicht wohl geneigt
weh dem, dem er seine Feuersbrunst zeigt!
Isomir fürchtet sich nicht
“Isomir, sei brav, wenn der alte Mann spricht.”
Isomir nickt und geht dann vor.
“Siehst Du?” raunzt der Vater der Mutter ins Ohr,
“es wirkt schon, er ist schon angepasst
hoffentlich befreit uns der alte Mann von der Last
Isomirs ewiger Fantastereien…
warum kann er nicht wie die anderen Drachen sein?”
Der alte Mann wirft einen Blick auf Isomir,
er hat für alles das rechte Gespür.
Nun wird Isomir doch ein wenig bang,
er zittert. ‘Was hab ich nur getan?’
fragt er sich in seinem Geist,
‘Sie hatten recht, ich war zu dreist.’
“Ich- i-ich will ganz brav sein, alter Mann
ich fange ein neues Leben an
eins, wie es die Eltern für mich wollen,
bitte, ihr braucht mir nicht zu grollen.”
“Wieso hast Du bisher nicht getan,
was man von Dir verlangen kann?’
“Nun” erklärt er ganz verlegen
“die Erde zu studieren, das interessiert mich eben.
Ich lausche den Ameisen, den Pflanzen, den Dingen
höre die Edelsteinadern, wenn sie singen,
spüre die Knoten der Erdenkraft,
höre das Rauschen der Lebenskraft.
Und frage mich wie kann es gelingen,
wie kann man den Menschen den Zauber wieder bringen?
Sich an der Erde zu freuen,
mit ihr im Einklang, nicht ihre Feinde zu sein.”
“Und das braucht alle Deine Kraft?
So verzehrt sie Dich, die Wissensmacht!”
Isomir versteht nicht und bleibt still
er ist sicher, dass ihm der Alte was sagen will.
“Wie das Feuer brennt das Wissen in Dir hell,
es sprudelt aus dem edlen Quell.
Der Drang, alles zu verstehen
etwas Gutes zu schaffen, das ist schön.
Doch Erleuchtung und Wissen sind nicht genug,
das wäre am Leben selbst Betrug.
Du brauchst nicht ein anderer zu sein,
dazu sagst Du zu recht nein.
Doch Pflichten, die hat jeder, junger Mann.
Und ein edler Mann
der tut, was er kann,
wächst ständig über sich hinaus,
schafft sich ein wunderschönes Haus,
das aus vielen Teilen besteht:
Liebe, Materie, dazu gehört auch Geld
und er bereichert die Erde mit seinem Tun
bereichert die Liebe, und wird nicht eher ruhen
als auch seine Liebsten glücklich sind
und erfüllt seine Pflichten, liebes Kind.
Denn alles muss seinen Platz haben im Leben:
schaffen und rasten, nehmen und geben.
Das Feuer für Deinen Forscherdrang
dieses Feuer nur leuchten kann,
wenn es Form und Nahrung findet
sich an ein Leben, die Liebe, Verantwortung bindet.”
“Auch wir haben nicht recht getan,
wir wollten ihn verändern, sahen nicht was er kann
mit welcher Gabe er geboren,
zu welch Großem er erkoren.”
“Nun geh hin und fang gleich an
und versprich mir, junger Mann,
weder Deinen Auftrag noch Deine Pflichten zu vergessen
beidem den rechten Wert beizumessen.”
Isomir dankt dem Drachenweisen,
er bewundert ihn, den sanften Greisen.
Seine Eltern umarmen ihn,
‘Komm, mein Junge, es ist Zeit für ein Spiel!’
Und die drei tollen durch die Luft mit vollem Schwung
das gefällt allen, Alt und Jung!
MAG. DR. VERENA RADLINGMAYR
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