Lilly Feuerfuchs

Lilly Feuerfuchs

von Verena Radlingmayr

“Nach links, wir müssen dem feindlichen Schiff ausweichen!” 

Alle taten, was Lilly sagte. Lilly Feuerfuchs war der Kapitän an Bord dieses Schiffes. Und dieses Schiff war—und ist—einzigartig auf dieser Welt, in diesem Universum und in den vielen anderen, die es noch gibt. 

Lilly Feuerfuchs Raumschiff ist ein Baum, doch Lilly hat einen Traum: eines Tages wird sie tatsächlich eine richtiges Raumschiff betreten. Doch bis dahin erlebt sie die spannendsten Abenteuer auf dem Baumschiff. “Wir müssen die Galaktika aus der Schusslinie bringen!”

“Wir haben kaum noch Lichtreserven, Kapitän. Es gibt ein Leck…” Natürlich gab es ein Leck, das Schiff stand unter schwerem Beschuss. ”Lösungen?” Lilly wurde von allen respektiert. Sie war fair, aber tough und wenn es um die Wurst ging, dann kam sie noch schneller zur Sache als sonst. Und die Galaktika war ihr geliebtes Schiff, die Mannschaft ihr Leben. Sie würde beides hüten wie ihren Augapfel.

Lilly liebte das Schiff mit seinen weiten Gängen, dem Delfin, der freiwillig mit auf die Reise wollte und in riesigen Tanks und eigens installierten Schwimmtunnel frei durch das gesamte Schiff schwamm. Sie liebte es, dass sie all diese Planeten besuchen konnte. Und deswegen brauchte sie eine Lösung. Sofort. 

“Wir haben noch genug Kraft für einen Wurmsprung.” “Wie weit bis zum nächsten Loch?” “Weit genug, um uns Probleme zu machen.”

Niemand wollte in einem Wurmloch stecken bleiben. Als dies das letzte Mal geschah trieb die Galaktika Stunden und Tage. Um ohne Energie aus einem Wurmloch zu kommen, musste man sich an ein anderes Raumschiff heften. Jedes Raumschiff hatte dafür ein Seil mit einem Saugnapfhaken. Der technische Name dafür war Hyperanker.  

Sie hoffte wirklich, dass das nicht schon wieder passieren würde. “Technik, alles zum Absprung vorbereiten!” “Ayay, Kapitän.”

“Auf mein Kommando. Haltet euch fest, das wird sicher ein holpriger Weg!”

Doch alle blieben ruhig. Sie hatten sich für dieses Abenteuer entscheiden und würde es durchstehen. 

“Energie!”

Die Galaktika gab alles. Manchmal hatte Lilly das Gefühl, als wäre das Schiff so lebendig wie sie selbst. Sie wichen geschickt den Angriffen aus und erreichten mit letzter Kraft das Wurmloch. Sein natürlicher Sog war wie eine Starthilfe, ein Katapult—und so war die Energie, die ihnen geblieben war, gerade noch ausreichend. 

Die Galaktika und ihre Besatzung kamen gut wieder aus der Gefahrenzone. 

“Gut, dann kann ich jetzt nach Hause gehen. Meine Mama hat zum Abendessen gerufen.” Didi, Lillys erster Offizier, ein Schulkind wie sie, ließ die Realität herein wie eine kalte Dusche. 

“Also gut, dann gehen wir wohl alle heim.” Sie rannten fröhlich und übermütig nach Hause. Als Lilly dort ihre Sachen leerte, fand sie etwas, das da nicht hingehörte. “Ein Galaxiestein!” hauchte sie. Der Galaxiestein war ein Mitbringsel aus einem entfernten Quadranten des Universums. Ein mächtiges Kleinod, das die Struktur des Universums, die Netze der Universum enthielt. Mit ihm konnte man Ordnung schaffen. So hatten sie und ihre Freunde sich das ausgedacht.

Doch jetzt war dieser Stein in ihrer Hosentasche. Wie? Warum?

“Manchmal, wenn man reinen Herzens ist und mächtig genug, öffnet die Fantasie die Schleier in andere Welten. Und sie verschwimmen, ganz real. Werden eins.” Der Stein sprach mit Lilly. “Das verstehe ich nicht. Willst Du sagen, dass meine Fantasie Wirklichkeit geworden ist?”

“Ja, weil sie die Wahrheit ist. Du hast nicht fantasiert. Du hast Zutritt bekommen zu anderen Universen.” “Und dieser Stein ist der Beweis?” “Ja, das bin ich. Für Dich. Damit Du Deine Träume weiter verfolgst. Aber nicht, um mich der Welt zu zeigen.”

“Schon klar, die Erwachsenen würden mir sowieso nicht glauben. Cool!”

Und von diesem Tag an trug Lilly Feuerfuchs ihren Galaxiestein immer mit sich. Und vergaß nie mehr ihr Ziel: zu den Sternen zu reisen. 

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