Mut und ein Bad in der Ostsee bei 8 Grad

In jedem Menschen stecken eine Unzahl von Eigenschaften. Manche sind mehr ausgeprägt als andre, aber alle sind latent in jedem menschen angelegt. Manche sollen wir entwickeln, andere können wir entwickeln. Die Must-haves sind notwendig fuer das eigenen Glück, die sogenannten nice-to-haves sind einfach nur nett, wenn man sie hat. Sie machen aber auch keine Probleme, wenn man sie nicht hat. In welche Kategorie der Mut fällt, erzählt diese Geschichte.

Ostseebad Binz

Es war einmal..

… ein kleines Mädchen von zirka acht Jahren. Sie machte Urlaub im Seebad Binz auf Rügen. Zur selben Zeit, als auch ich in diesem Seebad verweilte. Jeden Morgen, schon sehr früh, machten Wendy und ich einen Spaziergang. Sie liebte die Spaziergänge am Meer, weil sie frei war einfach nur neben mir herzulaufen. Ich liebte sie, weil ich am Meer war, weil ich trotz der Kälte meine Zehen ins Wasser halten konnte. Dicken Daunenmantel oben, nackte Füsschen im Wasser unten 😃

Am Morgen strahlt die Sonne über das Meer und taucht die Welt auf Rügen in helle Klarheit und greifbares Aufatmen. Es ist der Zauber der Morgensonne, der di Wet in ein besonderes Licht, das Herz in einen besonderen Glanz taucht. 

Und jeden Morgen gibt es jemanden, der im Meer badet.

Sind das Profis?

Frage ich mich. Und meine Mitreisenden. Denn es scheint uns zu kalt für ein Bad im Meer. Acht Grad Wassertemperatur. Die Aussentemperatur ist morgens nur unwesentlich höher. 

Zum Eisbaden wird man nicht geboren, man wird dazu gemacht. Man lernt das Schritt für Schritt. So die einhellige Meinung.

Und dann geschah es..

Eines Morgens dann sah ich wieder jemanden, der sich in die Fluten stürzte. Als sie zurück heraus kam, sah ich, dass es ein junges Mädchen, vielleicht acht oder maximal zehn Jahre jung. Sie strahlte – sie leuchtete von innen heraus. Ihre Mutter sagte mir, sie wollte unbedingt mutig sein.

Ich sagte ihr, sie sei meine Heldin. 

Und es zeigte sich, dass man zum Helden gemacht werden kann. In jedem Moment des Seins. 

Und Mut zieht Kreise

Am nächsten Morgen dachte ich an das Mädchen und ihren Mut. Gut gekleidet. Mit den Zehen im Wasser. Am Sonntag auch. Und am Montag dann dachte ich: jetzt oder nie. ICh zog den Bikini an. Dann den dicken Pulli. Die Jeans, die Socken und den Daunenmantel.

Die Sonne strahlte. Mein Herz leuchtete. Die Zeit für Wendys Spaziergang war irgendwie noch besonderer. Und weil die Sonne weiter vom Himmel lachte, der WInd still war, da fasste ich Mut.

Mantel weg, Socken aus. Und flugs rein ins Wasser. Es war unbeschreiblich. Nicht kalt. Nicht schlimm. Einfach toll! Ich rannte rein, ich tauchte unter. Ich lief voller Freude zuruck an den Strand, auf Wendy zu. Und dann dachte ich: was solls? Und lief noch einmal in die Fluten. 

Das Meer hat es gefreut. Mich auch. 

Und dann zog ich die Socken an. Den Mantel. Lief ins Hotel und waermte mich mit heissem Wasser auf. 

Ich fror nicht. Ich strahlte. 

Denn Mut kann man lernen. Finden. Und er kann Kreise ziehen. 

Happy nach dem Eisbad – Mut tut gut. (c) Verena Radlingmayr
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