Theodor reist zum Ende des Regenbogens, Teil 2
Was bisher geschah: Der Schmetterling Theodor reist über den Regenbogen und mittendrin erinnert er sich: “Beeil Dich, ich verschwinde gleich” flüsterte der Regenbogen. Daran hatte Theodor nun gar nicht gedacht. Wie dumm von ihm! Er wusste wohl, dass Regenbogen nur für kurze Zeit sichtbar waren. Dann verschwanden sie wieder. Theodor wünschte sich sehr, dass der Regenbogen für immer bleiben könnte. Oder für sehr lange. Wie sonst sollte er die andere Seite entdecken?
“Es gibt ein Geheimnis,” flüsterte der Regenbogen…..
”Aber ich darf es Dir nicht verraten. Doch so viel kann ich sagen: nicht Sichtbares sehen, alles verstehen.”
Theodors Augen wurden groß. Nicht Sichtbares sehen, alles verstehen? Hm, er dachte angestrengt nach. Schmetterlinge hören und sehen viel, wenn sie so durch die Welt flattern. Theodor kramte in seinem Schmetterlinggedächtnis nach einer Erinnerung, mit der er das Rätsel lösen könnte. Nicht Sichtbares sehen, alles verstehen…
Ja natürlich! Auf seinen Reisen hatte er gehört. wie Menschen von geheimen Toren sprachen. Jedes dieser geheimen Tore war ein Schlüssel zu Macht. Ein Tor öffnete Erdmagie. Ein anderes erlaubte es andere anzuziehen, und ein drittes verlieh die Macht der Magie. Es gab noch weitere Tore, aber Theodor war jetzt zu aufgeregt um daran zu denken. Er wusste es! Er hatte die Lösung. Die Menschen, denen er zugehört hatte, suchten noch danach, aber er, er kannte die Lösung!
Er würde das Tor des Weges nutzen. Kaum dachte er daran, sah er es auch schon. Das wunderschöne Tor, bunt wie ein schillernder Regenbogen aus tausend quirligen, hellen Farben. Rasch öffnete er das Tor! “Bitte, bitte, bitte” flüsterte er. Und als er sich umsah, da war seine Bitte erfüllt. Der Regenbogen erschien ihm wieder klar, ja noch klarer als davor und die Farben wirkten strahlend, dicht. Das war ein Regenbogen auf dem man reiten oder ewig weiter fliegen konnte!
“Sehr gut gemacht, Theodor. Jetzt wirst Du mich nicht mehr verlieren.” Theodor flog weiter und immer weiter, hoch und immer höher. Er spürte, wie er müde wurde. Das war ein Dilemma. Auf einem Regenbogen kann man sich nicht hinsetzen und Rast machen. Ein Regenbogen ist Licht. Und hast Du schon mal versucht, Dich auf einen Lichtstrahl zu setzen? Das können nur wenige Menschen und wenige Tiere. Theodor vermochte es nicht, obwohl er es versuchte. Wenn er sich hinsetzen würde, würde er fallen und fallen. Umkehren konnte er auch nicht, denn der Weg war viel zu weit.
Also flatterte er tapfer weiter. So weit konnte es doch nicht mehr sein! Doch nach einer Weile wurde ihm bewusst, dass er immer noch bergauf flog. Das heißt er hatte noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Ein Regenbogen spannt sich als Bogen über die Welt. Wenn man dem Bogen folgt, geht es erst steil bergauf, dann wird es flacher und dann geht es wieder bergab.
Dem kleinen Schmetterling war zum Weinen. Er war noch nicht einmal bei der Hälfte! Seine Flügel schmerzten, sein Magen knurrte und außerdem war er so durstig wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er fürchtete, dass seine Kräfte nicht mehr lange reichen würden. Vielleicht konnte er sich ein Stück nach unten fallen lassen? Und dann kurz vor dem Boden wieder zu flattern beginnen? “Das wäre Irrsinn,” sagte der Regenbogen. “Du würdest so schnell und dadurch so schwer werden, dass Du einfach auf dem Boden zerschellen würdest. Deine Flügel könnten nicht genügend Kraft aufbringen, schon gar nicht jetzt, wo Du so müde bist. Du würdest wie ein Stein auf den Boden fallen. Plumps.”
“Aber ich habe keine Kraft mehr!” Theodor befürchtete, dass er sehr bald ein vom Himmel fallender Schmetterling-Stein sein würde, ünfähig, auch nur einen weiteren Flügelschlag zu tun.
Und obwohl der kleine Schmetterling keine Kraft mehr zu haben glaubte, gelang es ihm doch Kraftreserven zu mobilisieren. Nach gar nicht allzu vielen Flügelschlägen bemerkte Theodor, wie der Bogen langsam flacher wurde!
Ein Wunder!
Theodor war am Gipfel des Regenbogens angelangt. Juhu, wie er sich freute. Und was macht man wenn man am Gipfel ist?
Essen, sich laben, Pause.
…..Fortsetzung folgt!
