Das Lied der Blume

Wenn die Welt am 14. Feber den Valentinstag feiert — und in vielen Teilen dieser Welt ist der Brauch bekannt (geworden) — dann feiert sie mit ihm einen Tag der Liebe, der Wertschätzung, der Freundschaftsbekundung und der offenen Herzen. Und welche Sprache unterstreicht die Liebe in all ihren Facetten am besten? Die Sprache der Blumen. Und wenn wir in diesem schwierigen Jahr, dem 25. Jahr dieses neuen Jahrtausends, an diesem Tag auch nur für einen Moment das Herz öffnen, erhalten wir die Gaben des Lebens in Fülle und Freude. Aber haben wir das Herz nicht automatisch offen? Ist es nicht etwas ganz Alltägliches? Nein. Wenn Sie wahrhaft sagen können, dass sie die verblühte Rose gleich lieben, gleich schön empfinden, wie die wunderbar blühende, dann ja. In jedem Fall lesen Sie weiter, um die Sprache und Melodie in den Blumen, und dem Zauber, den sie weben, zu entdecken. 

Das zarte Herz, mehr als ein Organ, hält Unmengen an Kraft.

Das Herz – eine Sprengkraft

Wir wissen heute, dass das Herz ein Energiezentrum ist. Dank der Arbeit des HeartMath Institute gibt es nun das wissenschaftliche Fundament, das belegt, was andere instinktiv wussten. Das Herz ist ein Energiezentrum und nicht bloss ein Organ. Dieses Wissen ist in den fernöstlichen Traditionen gut verwurzelt und seit Jahrtausenden etabliert. Das Herz ist C4 — das vierte Chakra, das Chakra mit der Sprengkraft einer Bombe. 

Stellen Sie sich dieses Energiezentrum wie eine kreisförmige Scheibe vor, die ständig in Bewegung ist. Sie dreht sich in eine bestimmte Richtung (Mann: gegen den Uhrzeigersinn, Frau: im Uhrzeigersinn) und tauscht ständig Informationen mit der Umwelt aus. 

Dieses Zentrum ist eines der wichtigsten energetischen Zentren, denn in ihm läuft alles zusammen: oben, unten, innen, aussen. Es verbindet den Menschen mit anderen. Es ist, so sagt man, der Sitz der Seele und unserer innerer Richter, der das Maß zwischen Kopf und Bauch hält, der Gnade vor Recht ergehen lässt, taktvoll und nachsichtig, verständnisvoll und fürsorglich sein kann.

Offen und leicht

Das Herz offen zu halten, bringt dem Leben Leichtigkeit. Man versprüht dann Lachen, Humor, Schwesterlichkeit, Brüderlichkeit, Verspieltheit, Lebensfreude. Und empfängt Wärme, Liebe, Herzlichkeit aus vielen Quellen. 

In der heutigen Zeit ist es nicht immer einfach das Herz offen zu haben. Energie ist ein Fluss und kann als solcher gestaut, blockiert, abgeleitet werden. Durch diverse Lebensumstände kann die Herzenergie blockieren. 

Neben technischen und chemischen Belastungen sind es Verletzungen, die Menschen dazu bringen ihr Herz zu verschliessen. Verletzungen, und Angst. 

Merkt man das?

Wenn das Körperherz nicht funktioniert, dann merkt man es sofort. Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte, Aortaprobleme oder Blutdruckthemen sind Anzeichen von körperlichen Herzschwächen.

Das energetische Herz, C4, ist subtiler. Man merkt es — wenn überhaupt — an Kleinigkeiten. Vorgezogenen Schultern, die sich schützend um das Herz ziehen können ein Anzeichen sein (diese Körperhaltung hat aber noch andere Hintergründe, daher Vorsicht bei der Interpretation). Man merkt es am Sonnenuntergang, der einen nicht mehr erfreut. An den Blumen, die irgendwie nicht wachsen wollen, am Kirschbaum, der kränkelt. Niesen und Nasenbluten werden in der ganzheitlichen Weisheit als Signale der Seele interpretiert.  Manchmal erkennt man blockiertes C4 daran, dass kleine Kinder und Hunde einen meiden. An den blassen Farben, an den traurigen Blicken. An der Tatsache, dass das Leben irgendwie leer ist. 

Aber sehr oft merkt man gar nichts. Man füllt das Leben mit so viel Spektakel, Abenteuer, Reisen, Gadgets, Gesprächen, Sport, Freunden, Erfolg, dass es aussieht wie ein bunter Reigen. 

Nur manchmal entsteht das Gefühl, dass da noch mehr sein könnte. 

Und es sind diese Momente, in denen man hinhören sollte. Diese Momente, in denen das Herz ein schwaches Signal sendet in der Hoffnung befreit, wiederbelebt, geheilt zu werden, sind unsere grosse Chance. 

Melodie des Lebens

Herz in rosa und gold
Geschützt, aber offen

Das Herz ist der Sitz der Seele, die Verbindung mit allem was ist. Wer sein Herz geschützt, aber offen daliegen hat, der hört die Melodie des Lebens. Er versteht, dass Liebe mehr ist als ein Wort, sieht über den grossen Klumpen, den homogenen Klotz hinaus und sieht das, was wirklich ist. 

Er sieht die Verletzlichkeit des anderen. Er sieht die Feinheit im Wesen des anderen. Er sieht, dass hinter den meisten Bosheiten keine Absicht steckt. Er kann verzeihen und vergeben. Er sieht, dass die Liebe aus vielen feinen Äderchen ein grosses Ganzes formt. Dass das Lied der Rose aus tausend schönen Noten besteht. Dass es keine Freiheit ohne Verpflichtung gibt, keinen Zusammenhalt ohne Individualität. Sieht, dass Liebe frei lässt, und sich gleichzeitig de Pflicht auferlegt, den anderen zu achten, wertzuschätzen. Denn sonst wäre es keine Liebe. Sieht den Wunsch zu wachsen, um noch mehr Liebe zu erfahren. Sieht, dass jeder sein eigenes Lied der Liebe singt, und dass es darin kein richtig oder falsch gibt. Er sieht das Wunder der Rose.

Die Rose

Wenn die Rose im Winter ihre Säfte einzieht, ist sie dennoch wunderschön. Denn ihr Zauber ist nicht verloren, er ist nur nicht so offensichtlich. Es braucht den Magier, den Träumer, den Herzoffenen um den Zauber der Winterrose zu sehen. Wenn sie ihre Dornen zeigt, wenn lediglich die letzten Hagebutten an ihren Glanz erinnern, dann braucht es ein wahrhaft sanftmütiges Herz, um darin die Schönheit der Blüte zu sehen. Fürsorglich und erfahren thront die Winterrose anmutig, wie die alte, geliebte Königin. 

Und wenn die Sonnenstrahlen die ersten jungen Triebe hervor kitzeln, dann spriesst mit ihnen die Hoffnung. Der Jungspund schiesst mit aller Kraft hervor, und will zugleich behütet werden. Er ist zerbrechlich, zart, und braucht den Schutz von aussen. Sanften Wind warmes Licht, guten Regen. 

Er trägt in sich auch ein Feuer, eine Leidenschaft, den Siegeswillen, die Anmut und das Versprechen von mehr. Ein tapferes, schönes Herz ist das Geschenk der jungen Triebe, die lachend und zart dem Leben sich entgegen recken. 

Die Blüten in ihren holden Knospen wispern vom Reiz der Liebe, vom Zauber der Geduld und dass alles zu seiner Zeit geschehen wird. Sie laden ein, pfleglich mit der Zukunft umzugehen, die sich bereits abzeichnet. Es sind die ersten Knospen, die das Wunder des Lebens sichtbar machen. Sie bergen es, hüten, schützen es bis es bereit ist zu erblühen. 

Und dann kommt sie, erblüht in ihrer vollen Pracht. Die Blüte ist es, die wir als Zeichen der Liebe sehen. Die Blüte, die wunderschöne Zier, trägt die Liebe zur Schau, zeigt ihre Schönheit, die in der Zartheit jedes einzelnen Blattes liegt, in ihrem samtenen Zauber.

Wie wunderschön sie ist. Und doch trägt sie in sich die Stille des Abschieds, die Rückkehr zu den Wurzeln. 

Denn bald schon welkt das erste Blatt und taumelnd sanft der Erde entgegen, wo es aufgenommen wird, wohin es heimkommen kann. 

Und das ist die Liebe: das Mehr, das Alles, das Feine, Verschnörkelte, das Grosse und das Kleine, das Leise und das Laute. Das alles und noch viel mehr, das Versprechen, durch alle Phasen des Lebens hindurch zu bestehen und den Weg miteinander zu beschreiten, auch wenn er einst zu Ende geht. Wer die welke Blüte schaut und darin den Zauber der Schönheit sieht, der hat den Weg der Liebe mitgetragen. 

Und wenn as letzte Blatt gefallen, dann schliesst sich der Kreis und trägt in sich die Melodie, die jedes Herz erkennt. 

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