Ritter Gabriels Blumendieb

Ritter Gabriels Blumendieb 

Ritter Gabriel, ein Mann von Achtung und Takt, trat aus seiner Burg. Seit vielen Jahren schon lenkte er die Geschicke seiner Gefolgsleute. und sie waren sehr zufrieden. Er nahm niemandem ab, was er selber tun konnte und sah es als seine Pflicht und Ausdruck seiner Ehre Frauen beizustehen. Es erstaunte ihn immer wieder, wie viel Frauen zu leisten im Stande waren. Wie die Zeiten sich doch geändert hatten! Sein Vater hatte ihm erzählt dass die Frauen damals Schlange standen um Hilf e zu erbitten. Nicht eine Frau jedoch hatte sich jemals an ihn gewandt. Doch wenn er sah, dass Hilfe, Unterstützung angebracht wäre, scheute er nicht davor zurück sie anzubieten. Und die meisten Frauen nahmen sein Angebot an. Denn weil sie fähig waren, so viel zu managen und zu meistern, hatten sie kein Problem damit. Jeder Mensch braucht Unterstützung und als Team erreicht man oft mehr als allein. 

Auch heute wollte er in seinem Reich nach dem Rechten sehen. Zuerst jedoch ging er in seinen Garten. Es war der Platz, an dem er Kraft schöpfte. Als er durch die bunte Pracht marschierte, sah er eine Frau, die sich an seinen Blumen bediente. Der Burggarten war nicht eingezäunt, aber es war doch sein Reich! Er räusperte sich, damit sie seiner Gewahr wurde. Sie sah über die Schulter zu ihm. “Guten Tag,” sagte er und sie erwiderte seinen Gruß mit einem Lächeln. Dann drehte sie sich um und pflückte die nächste Blume.  

“Wunderschöne Blumen,”sagte er. Sie drehte sich wieder um und das Lächeln, das sich über ihr Gesicht ausbreitete, war das Schönste, das er je gesehen hatte! In dem Moment wusste er, dass es dieses Lächeln war, das er von nun an jeden Tag und so oft als irgend möglich sehen wollte. Er würde alles in seiner Macht stehende tun, , um das zu erreichen.

“Es sind die wunderschönsten Blumen! Schaut doch nur diese Farben und die Freude, die sie versprühen!” Sie mochte noch mehr gesagt haben, aber ihr Lächeln hatte ihn verzaubert. So sehr verzaubert, dass er nichts anderes mehr wahrnahm. 

“Aber jetzt muss ich gehen und die Blumen ins Wasser stellen!”

“Ich begleite Euch!” Etwas skeptisch sah sie ihn an, und er konnte von ihrem Gesicht ablesen, was in ihrem Inneren vorging. Gabriel wusste wohl, dass es die größte Angst der meisten Frauen war an den falschen Typ Mann zu geraten. Einen ohne Ehre, Fürsorge und Ritterlichkeit. Mehr als einmal hatte er diesen Feiglingen die Leviten gelesen. Doch er war nicht von dieser Sorte. Und die Frau kam zu demselben Ergebnis, auch das konnte er an ihrem Gesicht erkennen, noch ehe sie nickte und sagte: “Ich wohne in der Nähe der Flußbiegung.” 

Sie fielen nebeneinander in einen gemütlichen Schlendergang und erfreuten sich an der guten Luft, die die hohen Bäume verströmten. Seit Jahrhunderten standen sie da, Wächter des Waldes und der Erde und Weise – Hüter alten Wissens, denn diese Bäume wussten genau, was sich vor vielen hundert Jahren zugetragen hat. Und sie konnten nichts vergessen, denn ihr Wissen war in dem Netzwerk aus Wurzeln gespeichert das die gesamte Erde umspannt. 

“Wissen Sie, ob dieser wilde Garten jemandem gehört?” Ich möchte mich für die Blumen revanchieren!” Wilder Garten? Das amüsierte ihn. Seine Gärten waren Prachtgärten, gepflegt und ansehnlich. Lediglich diese Ecke – seine Lieblingsecke – war wild, frei und ungezügelt. “Reichlich spät daran zu denken, findet Ihr nicht?” Sie lachte!

Ein helles, herzliches Lachen. “Ihr habt Recht. Wenn ich etwas so Schönes sehe, denke ich nicht immer nach. Diese herrlichen Wildblumen sind das Schönste, das ich seit langem gesehen habe.” ‘So wie Du’ dachte er. Denn für ihn war sie das Schönste, das die Welt zu bieten hatte. 

Gabriel bemerkte, dass sie nur sehr wenige Blumen genommen hatte. “Wieso habt ihr nicht mehr genommen?”

“Oh, das könnte ich nicht! Die Natur braucht sie dringender als ich!”

Also nicht aus Furcht vor ihm oder aus Angst vor den Konsequenzen, sondern schlichtweg aus Achtung vor der Natur. Das bewunderte er!

Sie schlenderten weiter durch den lichten Wald und sie erfreute sich an ihren Blumen.. Manchmal schien sie zu vergessen, dass er da war. Dann wirkte sie unbekümmert, und eins mit der Welt. 

“Lebt ihr schon lange hier,” fragte Gabriel beinahe widerstrebend. Er wollte sie nicht stören. Doch sie lächelte sanft. “Nein, noch nicht lange und ich habe eine Weile gebraucht, um hier auch Fuß zu fassen.” Sie erzählte ihm von ihrer Arbeit und er hörte zu. Viel zu früh kamen sie an ihr Haus. 

“Vielen Dank für Eure Begleitung, edler Ritter!”

Woher wußte sie, wer er war? Gabriel hätte seine Identität gerne noch ein wenig geheim gehalten. Er war davon so verblüfft, dass ihm erst eine Antwort einfiel, als die Frau mit den Blumen bereits im Haus verschwunden war. 

Er las ihren Namen vom Briefkasten ab. Es war der schönste Name, den er je gehört hatte! Süß und wohlklingend. Wild, frei und verletzlich. Es war wein Name wie die ersten süßen Sommererdbeeren Und daher beschloß Gabriel um diese Frau zu werben, Und nach Monaten des Kennenlernens willigte sie ein seine Frau zu werden. 

Und von da an strahlte sein Garten, strahle sein Haus mehr als je zuvor. Sie verströmte einen Zauber, der alles in seinem Leben bunter, fröhlicher und wärmer machte. Und wenn sie manchmal traurig war, dann hielt er sie fest in seinem Arm, bis es ihr wider besser ging. Und so lebten sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage. 

PS: Immer auf dem Laufenden bleiben geht einfach – auf Instagram mit #verenaradlingmayr oder @verenaradlingmayr (für Tipps) und @verenas_campfire für Leseabenteuer

follow me

MAG. DR. VERENA RADLINGMAYR

(+43)  0 6 9 9  –  1 5 0 1 9 7 5 6

info @ verenaradlingmayr.com

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner